Klimaneutral sein: Was bedeutet Klimaneutralität für Haushalte und Unternehmen?

Klimaneutral sein: Was bedeutet Klimaneutralität für Haushalte und Unternehmen?

Der Begriff der Klimaneutralität hielt in den letzten Jahren Einzug in die Öffentliche Debatte. Und wie so oft bei Begriffen der Klima- und Umweltschutz Thematik wird nicht immer ganz klar, was damit gemeint ist. In diesem Text versuchen wir zu erklären, was sich genau hinter dem Begriff der Klimaneutralität verbirgt. Auch werden wir einige praktische Tipps geben, wie es gelingen kann, einen klimaneutralen privaten Haushalt oder ein klimaneutrales Unternehmen zu führen.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff der Klimaneutralität?

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die in dieser Materie tätig sind, sind sich weitgehend einig, dass der zu hohe Ausstoß von CO2-Emmisionen der Hauptgrund dafür ist, dass sich das Weltklima konstant erwärmt. Dies ist auch in Deutschland spürbar. Einige Sommer der letzten zehn Jahre wurden zu den jeweils heißesten der bis dato gemessenen erklärt. Auch die offizielle Ausrufung von Hitzetagen nimmt immer mehr zu.

Begleitet werden diese Entwicklungen von immer heftigeren Gewittern und Niederschlägen. Nicht zuletzt durch diese klimatischen Phänomene und die darauf aufmerksam machenden Demonstrationen von Fridays For Future haben die Frage in den Vordergrund gerückt, was denn jeder einzelne zum Klimaschutz beitragen kann. Hier lautet die Antwort: Klimaneutral leben. Dies meint, dass man Handlungen, Gewohnheiten und Lebensweisen auf ihren CO2-Austoß hin überprüft und versucht, seinen persönlichen CO2-Ausstroß so gering zu halten, dass er dem Weltklima nicht schadet. Denn wenn jeder durch sein Handeln nur so viel CO2 ausstoßen würde, wie es dem Weltklima nicht schadet, wäre der weltweite Klimaschutz einen großen Schritt weiter.

Was charakterisiert klimaneutrale Privatpersonen?

Auch wenn es viele Menschen erstaunen mag, man kann als Privatperson eine ganze Menge dazu beitragen, CO2-Emissionen zu senken. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen stellen immer wieder heraus, dass die Einflussmöglichkeiten des Einzelnen bei diesem Thema groß sind und oft unterschätzt werden.

Ein Teilbereich eines jeden individuellen Lebens, der massiven Einfluss auf das Weltklima hat, ist die Ernährung. Besonders klimaschädlich ist hier eine Ernährung die hauptsächlich auf tierischen Produkten wie Fleisch, Käse, Milch oder Butter basiert. Rindfleisch gehört zu den klimaschädlichsten Produkten, die sich im Supermarkt finden lassen. Für den Soja, mit dem die Rinder gemästet werden, werden riesige Flächen des tropischen Regenwaldes gerodet. Und dass, obwohl Bäume die wichtigsten Helfer des Menschen im Kampf gegen CO2 sind, da sie große Menschen davon aufnehmen und speichern können und so der Atmosphäre entziehen.

Die Sojaplantagen müssen zusätzlich stark gewässert werden, was Unmengen an Energie verschlingt und so zu ungleich höheren Emissionen führt. Ein weiterer Punkt ist der Transport des Fleisches. Hier werden nochmal große Mengen CO2 freigesetzt. So kann ein Kilo Rindfleisch zwischen 15 und 30 Kilo CO2-Emissionen verursachen. Ein Kilo Gemüse schafft es dagegen höchstens auf ein Kilo Emissionen. Der Unterschied ist also riesig.

Ein weiterer Posten, der den CO2-Austroß eines Menschen massiv beeinflusst ist die Mobilität. Diese Thematik umfasst zwei Fragen. Die erste ist relativ simpel und fragt, welche Wegstrecke zurückgelegt wird. Die dazugehörige Rechnung ist ebenso simpel: Wer sich weniger fortbewegt, zum Beispiel an seinem Wohnort arbeitet und kaum um die Welt fliegt, stößt deutlich weniger CO2 aus. Die zweite Frage bezieht sich auf die Verkehrsmittel. Fliegen ist die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen. Aber auch das Benutzen eines eigenen Autos kann unter Umständen eine ganze Menge CO2-Emissionen verursachen, je nach Größe, Gewicht und Verbrauch des Fahrzeugs. Auch diesem Grund werden Mitfahrgelegenheiten immer beliebter. Denn wer zu viert in einem Auto sitzt anstatt mit vier Autos zu fahren tut schon einiges fürs Klima. Weitere Möglichkeiten, sich klimaneutral fortzubewegen sind beispielsweise Fahrradfahren, Gehen oder das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel.

Wer sich mit seinem persönlichen Fußabdruck näher beschäftigen will, sollte seinen klimatischen Fußabdruck berechnen lassen. Dazu gibt es verschiede Anbieter im Internet, die das kostenlos, zuverlässig und schnell tun. Der klimatische Fußabdruck stellt anhand der Antworten auf verschiedene Fragen dar, wie viel CO2-Emissionen ein individueller Lebensstil nach sich zieht. Auch wird meist berechnet, wie viele Erden man bräuchte, wenn alle Menschen so leben würden. Beispielsweise bräuchte man 4,5 Planeten, wenn alle Menschen so leben würden, wie es in Deutschland Durchschnitt ist.

Was zeichnet klimaneutrale Unternehmen aus?

Wirtschaftliche Tätigkeit trägt ebenfalls einen großen Teil zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Daher ist es auch für Unternehmen sehr lohnenswert, sich Gedanken darüber zu machen, wie unnötige CO2-Emissionen vermieden und eingestellt werden können. Weiter gibt es für Unternehmen die Möglichkeit der Kompensation, doch dazu später mehr.

Am Beginn des Prozesses, ein möglichst klimaneutrales Unternehmen zu werden, steht immer eine präzise Ermittlung des aktuellen CO2-Austoßes. Wie bei privaten Haushalten lässt sich hier vom klimatischen Fußabdruck eines Unternehmens sprechen. Global durchgesetzt hat sich dabei die Methode, drei Bereiche des Wirtschaftens gesondert zu betrachten. Der erste Bereich stellt dabei die direkt im Unternehmen entstehenden Emissionen dar. Hierzu zählen beispielsweise der CO2-Ausstoß der Geschäftsfahrzeuge oder chemische Prozesse, die im Produktionsprozess durchgeführt werden. Der zweite Bereich umfasst Emissionen, die außerhalb des eigenen Unternehmens entstehen, und zwar bei der Energieversorgung. Ein dritter Bereich entsteht durch das Betrachten von Emissionen, die durch die Tätigkeit des Unternehmens entstehen, allerdings wieder nicht direkt im eigenen Unternehmen. Wichtig sind hier zum Beispiel die Lieferketten.

Um nun den Weg zur Klimaneutralität erfolgreich zu bestreiten bietet sich es an, den Dreischritt „vermeiden, vermindern, kompensieren“ zu befolgen. So werden in einem ersten Schritt alle Emissionen, auf die verzichtet werden kann, identifiziert und gestrichen. Beispielsweiße könnten Teile der Transporte von der Straße auf die Schiene verlegt werden und so große Anteile an CO2-Emissionen im Transportbereich vermieden werden. Als zweites sollte versucht werden, Emissionen, auf die nicht verzichtet werden kann, zu reduzieren. Als Beispiel kann hier die Energieversorgung eines Unternehmens gelten. Kein Unternehmen dieser Welt kommt ohne Strom aus. Jedoch macht es einen gewichtigen Unterschied, ob man Strom aus Braunkohle bezieht oder Ökostrom aus regenerativen Quellen. Strom aus Braunkohle setzt Unmengen CO2 frei, während Strom aus Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft sehr emissionsarm produziert werden. Der dritte Schritt ist die Kompensation von Treibhausgasemissionen.

Wie funktioniert die Kompensation von Treibhausgasen?

Bei Kompensationen handelt es sich um eine immer stärker im Diskurs vertretene Methode des Klima- und Umweltschutzes. Die Idee liegt darin, dass es dem Weltklima egal ist, wo CO2 ausgestoßen wird und wo CO2 eingespart wird. Für das Klima relevant ist nur die in der gesamten Atmosphäre vorhandene Anzahl von klimaschädlichen Treibhausgasen. Wenn also beispielsweiße ein Unternehmen in Deutschland 5000 Tonnen CO2 ausstößt, können Anbieter von Kompensationen ausrechnen, mit wie viel Geld dieses Unternehmen für ein Klimaschutzprojekt bereitstellen muss, damit diese Menge CO2 kompensiert werden kann. Leitlinien dieser Berechnungen sind internationale Standards. Bei solchen Klimaschutzprojekten handelt es sich oft um Aufforstungsprojekte oder das Errichten von Anlagen zur Gewinnung von grünem Strom aus Windenergie oder zum Beispiel aus Wasserkraft. Solche Klimaschutzprojekt führen dann zur Vermeidung von CO2 Emissionen, welche die Emissionen des Unternehmens kompensieren.

Die meisten Anbieter von Kompensationen stellen weitere Anforderungen an Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen kompensieren wollen. So wird oftmals gefordert, dass das Unternehmen weitere Maßnahmen zum Klimaschutz ergreift und nicht nur kompensiert. Vorrang muss immer die Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen haben und die Kompensation ist immer nur der letzt Weg. Bei einigen Anbietern werden nur Unternehmen zur Kompensation angenommen, die für sich in Anspruch nehmen können, in mittlerer Zukunft ausgeglichen zu wirtschaften, wenn zum Beispiel neue Technologien entwickelt und marktreif sind.

Was ist der Gold Standard?

Eine bis heute wegweißende politische Übereinkunft in Sachen Klimaschutz ist das Kyoto-Protokoll der UN von 1997. Eine der für das Wirtschaftsleben zentrale Neuerung stellt der im Kyoto-Protokoll entwickelte Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung dar. Dieser soll sicherstellen, dass auch Schwellenländern und Entwicklungsländern die Möglichkeit eingeräumt wird, sich umweltverträgliche Strukturen zu geben.

Die Kompensation von Emissionen stellt einen wichtigen Teil dieses Planes dar. Der Gold Standard gilt als der angesehenste Zertifizierungsstandard, dass diese Kompensationen ermöglicht. Nicht zuletzt deshalb, weil dieser Standard auch deutlich strengere Kriterien als man anderer anlegt, gilt er ebenso als der effektivste im Kampf gegen Klimawandel und Erderwärmung. Auch Kooperationen, wie zum Beispiel mit der weltweit operierenden Tier- und Naturschutzorganisation WWF, sprechen für diesen Standard.

Zu den strengen Kriterien gehört zum Beispiel, dass mit dem Geld der kompensierenden Unternehmen Projekte gefördert werden, die in den Bereichen der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien operieren. Einzigartig am Gold Standard ist auch der als wichtig betonte Einbezug sozialer Komponenten. So wird vorausgesetzt, dass die lokale Bevölkerung an den Projekten, die mit dem Geld der kompensierenden Unternehmen unterstützt werden, beteiligt ist.

Klimaneutralität in der Kommunikation von Unternehmen

Wer die letzten Jahre das wirtschaftliche Geschehen intensiv verfolgt hat, dem könnte aufgefallen sein, dass Umwelt- und Klimaschutz eine immer größere Rolle spielen. Viele Kunden und Kundinnen machen heute ihre Kaufentscheidung nicht zuletzt am Engagement des Anbieters auf diesem Themenfeld abhängig. Wer heute seine Waren in recyceltes Plastik aus dem Mittelmeer verpackt und verspricht, einen Teil des Gewinns an Aufforstungsprojekte zu spenden, steht in der öffentlichen Wahrnehmung gut da.

Auch Menschen, die hoch qualifiziert sind und sich oft für Umwelt- und Klimaschutz interessieren, fordern von ihren zukünftigen Arbeitgebern ein, ihren Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise zu leisten. Oftmals handelt es sich hier um Menschen, auf die kein modernes Unternehmen verzichten will und kann.

Auf der anderen Seite haben die Unternehmen selbstverständlich die Möglichkeit, ihr Engagement öffentlichkeitswirksam zu kommunizieren. Denn auch das beste Engagement lohnt sich nur dann auch ökonomisch, wenn auch andere Menschen davon erfahren. Zielgruppe und Adressaten einer solchen Kommunikation sind auf der einen Seite selbstverständlich Konsumenten und Konsumentinnen, denen das Engagement von Unternehmen gegen den Klimawandel wichtig ist. Zum anderen kann es sich auch um Medien, Blogger oder andere Multiplikatoren handeln, die zu diesem Bereich arbeiten.

Eine Möglichkeit das Engamentent sichtbar zu machen ist eine Zertifizierung mit einem Qualitätssiegel für Klimaneutralität. So hat beispielsweise das Deutsche Institut für Qualitätssicherung- und -prüfung (DIQP) eine Zertifizierung als „Klimaneutrales Unternehmen“ (DIQP) entwickelt.

Dabei werden die Emissionen von Unternehmen stystematisch erfasst und die Angaben überprüft. Erst dann kann eine Kompensation der nicht vermeidbaren Treibhausgas-Emissionen erfolgen. Anschließend kann ein Unternehmen die Auszeichnung für Klimaneutralität erhalten.

Sehr energieintensive Branchen wie zum Beispiel Zementwerke oder Unternehmen die sehr hohe Treibhausgas-Emissionen (z.B. Braunkohlekraftwerke) produzieren, werden vom DIQP grundsätzlich nicht zertifiziert.

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Oliver Scharfenberg CEO