Gütesiegel und was steckt dahinter?
Ein Gütesiegel macht Aussagen über die Qualität oder die Güte eines Produktes oder einer Dienstleistung. Ein Gütesiegel soll damit auf besonders positive Eigenschaften aufmerksam machen. Dabei hält aber nicht jedes Gütesiegel was es auf den ersten Blick verspricht. In diesem Beitrag zeigen wir, wie man hochwertige Gütesiegel erkennen kann und welche Anforderungen an ein Gütesiegel gestellt werden.
Egal für welches Anliegen ein Unternehmen ein Gütesiegel verwenden möchte, für fast jeden Anlass gibt es zwischenzeitlich ein Gütesiegel. Dies fängt an beim fahrradfreundlichen Arbeitgeber und geht bis zum Top Arbeitgeber. Aber auch im Bereich der Servicesiegel gibt es ein großes Angebot. So kann man als Unternehmen seinen Top Service gleich von diversen Anbietern auszeichnen lassen.
Wie erkennt man empfehlenswerte Gütesiegel?
Eine Möglichkeit sich zu orientieren ist das Internetportal Label-online.de. Dieses wird vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gefördert und bewertet Gütesiegel nach verschiedenen Kriterien.
Dabei wird zum Beispiel untersucht, welchen Anspruch ein Label formuliert, wie unabhängig die Vergabe ist, welche Kontrollen vorgesehen sind und wie transparent der Vergabeprozess für Verbraucher ist. Auch wird untersucht ob ein Label wieder entzogen werden kann. Die Höchstbewertung welche ein Gütesiegel erhalten kann, nennt sich dort „besonders empfehlenswert“.
Welche Anforderungen gibt es an ein Gütesiegel?
Grundsätzlich kann erst mal jeder ein Gütesiegel vergeben. Die Tücke steckt aber bekanntlich im Detail. Bei einer nicht ordnungsgemäßen Umsetzung kann man mit einem Gütesiegel relativ schnell unlauter werben, was zu teuren Abmahnungen führen kann. Man sollte sich also davor hüten, selber einen Gütesiegel zu entfernen und sich selbst damit auszuzeichnen ohne objektive Prüfkriterien und ohne von einer neutralen Stelle geprüft worden zu sein.
Der wisschenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat sich mit dem Thema sehr intensiv beschäftigt in seiner Ausarbeitung: Testsiegel und Warentests in geltenden Lauterkeitsrecht (AZ:WD 7 – 3000 – 016/18). Dort findet man eine recht umfassen Darstellung zur Rechtslage. So hat der Bundesgerichtshof (BGH) im Jahr 1975 in einer Grundsatzentscheidung (AZ: VI ZR 157/73) zum Testbegriff und Umgang mit Testergebnissen geäußert. Danach muss ein Test „objektiv, neutral, sachkundig und repräsentativ“ durchgeführt worden sein. Die aus der Prüfung gezogenen Schlüsse müssen „diskutabel“ sein und beim Testenden muss wenigstens ein Bemühen, um objektive Richtigkeit gegeben gewesen sein.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine unabhängige Organisation, repräsentative Tests mit wissenschaftlich anerkannten Prüfungsmethoden durchgeführt haben muss. Sind diese Grundanforderungen nicht gegeben, könnte man von einer irreführenden und somit unzulässigen Werbung ausgehen.
Dazu sagt Monika Monegel, Vorstand vom DIQP Deutsches Institut für Qualitätsstandards und -prüfung e.V.: “durch zahlreiche Urteile wird die Rechtsprechung im Bereich der Gütesiegel in den letzten Jahren immer weiter aufgeweicht. Verbraucher müssen also sehr wachsam sein, um seriöse Gütesiegel von unseriösen Gütesiegeln zu unterscheiden“.
Welche Arten von Siegelgebern für Gütesiegel gibt es?
Es gibt eine Vielzahl an Organisationen, die Gütesiegel vergeben. Dies können Unternehmen, Unternehmensverbände aber auch zum Beispiel Vereine sein.
Einige Siegelgeber trennen die Standardsetzung von der eigentlichen Überprüfung. Hier wird dann eine externe Zertfizierungsgesellschaft eingesetzten, welche dies Aufgabe der Prüfung und Zertifizierung übernimmt.
Nach diesem Verfahren arbeitet auch das DIQP Deutsches Institut für Qualitätsstandards und -prüfung e.V. aus Berlin. Dabei handelt es sich wie zum Beispiel auch beim DIN Deutschen Institut für Normung e.V. um einen eingetragenen Verein ohne Gewinnerzielungsabsicht.
Das DIQP bieten neben Arbeitgebersiegeln wie Top Arbeitgeber (DIQP), Top Ausbildungsbetrieb (DIQP) aber auch Auszeichnungen für Klimaneutralität wie „Klimaneutrales Unternehmen (DIQP)“ an, um nur einige zu nennen, welche von der Zertifizierungsgesellschaft SQC-QualityCert geprüft werden.
Unser Fazit
Gütesiegel sind nach wie vor wichtig und stellen einen Faktor zur Beeinflussung des Kaufverhaltens dar. Außerdem steigern Gütesiegel die Aufmerksamkeit der Leser von Stellenanzeigen. Dies kann für Arbeitgeber interessant sein, um mit einer Stellenanzeige mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
So gaben 78 % der Verbraucher in einer Untersuchung an, dass ein Gütesiegel die Orientierung erleichtert. Unterstützt fällt es Konsumenten allerdings oftmals schwer, konkrete Siegel und deren Bedeutung zu erläutern.
Untersuchungen des DIQP haben gezeigt, was Verbrauchern wichtig ist, wenn es um ein Gütesiegel gibt. Dabei gaben 71,8 % an, dass Ihnen eine unabhängiges Prüfverfahren wichtig sei. Ein auch überwiegender Teil von 70,2 % sah die Siegelvergabe durch eine unabhängige Einrichtung im Fokus. Immerhin 60,4% sahen transparente Kriterien als wichtigen Faktor für ein glaubwürdiges Gütesiegel.
Gütesiegel welche von Vereinen vergeben werden, wurden in einer Untersuchung eine besondere Glaubwürdigkeit attestiert und landeten auf Platz zwei nach staatlichen Gütesiegeln. Gütesiegel welche hingegen von Privatunternehmen vergeben werden, betrachten Verbraucher zunehmend kritisch.